Sprache

„Lange Zeit galt es als ausgemacht, dass nur solche Menschen niederdeutsch sprechen und verstehen, die es seit früher Kindheit als „Muttersprache“ gelernt haben und sich oft erst im Laufe ihrer Schulzeit mühsam an das Hochdeutsche gewöhnen mussten. Vielerorts war man deshalb der Meinung, die vordringliche kulturpolitische Aufgabe bestehe darin, den ursprünglich niederdeutsch Sprechenden ein fehlerfreies Hochdeutsch zu vermitteln, um ihnen die gleichberechtigte Teilhabe an Kultur, Bildung und Wissenschaft überhaupt erst zu ermöglichen. Solche Überlegungen mögen einmal eine gewisse Berechtigung gehabt haben; der gegenwärtigen sprachlichen Situation in Norddeutschland werden sie indessen ohne Zweifel nicht mehr gerecht.

Das Niederdeutsche wird heute in der Regel als eine von zwei zur Verfügung stehenden Sprachformen benutzt – je nach Lebens- und Gesprächssituation.

Geblieben ist jedoch -trotz dieses grundlegenden Wandels- hier und da ein böses Erbe aus vergangenen Zeiten: die Geringschätzung einer Sprache, die als Ausweis von Provinzialität, Rückständigkeit und mangelnder Bildung mißverstanden wird“ so schreibt es der Vorstand des Instituts für niederdeutsche Sprache u. a. in dem Vorwort des 1984 erschienenen Plattdeutschen Wörterbuches, welches von Wolfgang Lindow bearbeitet wurde.

Diese Vorstellungen, so haben Fachleute und Sprachwissenschaftler immer wieder festgestellt sind auf alle Fälle falsche. Sie konnten nur entstehen, weil man vergessen hatte, dass Sprache viel mehr als nur ein Kommunikationsmittel ist, für viele ist Sprache die eigentliche Heimat. Ist es nicht so: Wenn niederdeutsch Sprechende sich in New York in einem der über 30 plattdeutschen Vereine treffen, dann ist für sie ein Stück Heimat, nämlich Niederdeutschland da. Ich selbst habe als Mitglied der plattdeutschen Musikgruppe „Handgemacht“ Ähnliches bei einem Konzert im
„Fritz-Reuter-Altersheim, in New York“ und bei weiteren Konzerten bei plattdeutschen Vereinen in den Vereinigten Staaten erleben dürfen. Schon der Sprachwissenschaftler Wilhelm von Humboldt sagte vor mehr als 150 Jahren: Sprache ist Heimat.


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